Tages-Anzeiger 20.03.2007
Zürcher Oberland: Die Auswahl an Büchern wird kleiner
Das Bundesgericht hat die fixen Preise für Bücher faktisch aufgehoben. Buchhändler im Oberland ärgern sich darüber, dass so die künstlerische Vielfalt eingeschränkt wird.
Oberland. - Seit Anfang März ist klar, dass nicht mehr jedes Buch in der Schweiz zum gleichen Preis erhältlich sein wird. Gerade für kleine Buchhandlungen im Oberland hat dies Konsequenzen. Der Schweizerische Buchhändlerverband kämpft zwar noch gegen den Entscheid des Bundesgerichtes und hat beim Bundesrat ein Gesuch eingereicht. Dieser könnte aber nur noch aus kulturpolitischen Überlegungen eine Ausnahme machen. Ursula Müller, Geschäftsführerin der Buchhandlung Fabula in Rüti, ist skeptisch: "Ich habe kein allzu gutes Gefühl, wir haben mit unserer Buchhandlung schon immer kämpfen müssen, jetzt dürfte es noch etwas schwieriger werden."
Bestseller lohnen sich nicht mehr
Das grösste Problem, mit denen sich die grösseren Buchhandlungen konfrontiert sehen, sind die Bücher der Bestsellerliste. Wenn Grosshändler wie etwa Orell Füssli dank Massenbestellungen den Preis drücken, ist für kleine Buchhandlungen wie etwa Fabula ein ähnlicher Preis schlicht unmöglich. "Es ist gut möglich, dass wir das neue Harry-Potter-Buch gar nicht mehr in unserem Segment haben werden", erklärt Müller weiter.
So geht es vielen Oberländer Buchhandlungen. Helen Keller wird den neuen Harry Potter, der Mitte Juli erscheint, ebenfalls nicht in ihre Buchhandlung in Pfäffikon aufnehmen. Um dennoch für die Kunden attraktiv zu bleiben, versuchen viele Buchhandlungen eine Nische zu finden und ein spezialisiertes Sortiment anzubieten. Für LaTerra Magica, eine auf spirituelle und esoterische Literatur spezialisierte Buchhandlung aus Dübendorf, stellt das Ende der Buchpreisbindung laut Geschäftsführer Vincenzo Buzzelli keine Gefahr dar. Ähnliches dürfte für das Ehepaar Hunziker gelten. Ihre evangelische Buchhandlung in Wetzikon ist Spezialist für religiöse Bücher. "Wir hoffen, dass uns der Bundesgerichtsentscheid weniger betrifft als andere, doch so genau weiss man das ja nie", sagt Peter Hunziker.
Internet als grösste Konkurrenz
Während sich Helen Keller und Ursula Müller Gedanken über eine allfällige Spezialisierung machen, hat der Wetziker Erwin Kolb sein Segment bereits gefunden: "Wir sind auf anspruchsvolle Literatur spezialisiert, also ein Harry Potter wird auch bei uns ohnehin nicht zu finden sein", so der Buchhändler und Antiquar.
Die Strategien der einzelnen Buchhandlungen im Oberland mögen unterschiedlich sein, doch über den grössten Konkurrenten ist man sich einig. Dieser heisst nicht etwa Orell Füssli, sondern Internet. Die meisten Oberländer Buchhändlerinnen und Buchhändler befürchten, dass Internetshops durch weniger Aufwand und die wegfallende Ladenmiete erheblich günstigere Preise anbieten können.
Sabine Baumann, die mit Livretto.ch einen solchen Internetbuchshop in Uster betreibt, ist sich bewusst, dass sie von der neuen Situation profitieren könnte. Sie ist aber auch der Meinung, "dass Buchhandlungen und Internetshops als gegenseitige Ergänzung gemeinsam existieren können". Denn oft sei es ein Bedürfnis für Kunden, dass Buch anzuschauen und gleich mitnehmen zu können. Und genau wie traditionelle Buchhandlungen versucht Baumann mit Psychologiebüchern eine Nische abzudecken.
Eine eigene Buchhandlung zu führen, das erfordert viel Leidenschaft für die Literatur - der finanzielle Gedanke steht kaum im Vordergrund. Darum ist die Angst, ein Opfer des noch härter werdenden Konkurrenzkampfes zu werden, kleiner als der Ärger darüber, dass mit dem Fall der Buchpreisbindung auch ein Einschnitt in die künstlerische Vielfalt stattfinden wird.
Von Rüti über Wetzikon bis Dübendorf ist man überzeugt, dass kleinere Verlage und unbekanntere Autoren nun speziell gefördert werden müssen. Allzu grosse Sorgen ums Überleben scheinen sich indes in der Oberlandregion die Wenigsten zu machen. Bestsellerbücher werden in kleinen Buchhandlungen wohl immer weniger zu finden sein, dafür setzt man vermehrt auf spezialisierte Literatur und persönliche Beratung.
Mirko Hofmann
Das Bundesgericht hat die fixen Preise für Bücher faktisch aufgehoben. Buchhändler im Oberland ärgern sich darüber, dass so die künstlerische Vielfalt eingeschränkt wird.
Oberland. - Seit Anfang März ist klar, dass nicht mehr jedes Buch in der Schweiz zum gleichen Preis erhältlich sein wird. Gerade für kleine Buchhandlungen im Oberland hat dies Konsequenzen. Der Schweizerische Buchhändlerverband kämpft zwar noch gegen den Entscheid des Bundesgerichtes und hat beim Bundesrat ein Gesuch eingereicht. Dieser könnte aber nur noch aus kulturpolitischen Überlegungen eine Ausnahme machen. Ursula Müller, Geschäftsführerin der Buchhandlung Fabula in Rüti, ist skeptisch: "Ich habe kein allzu gutes Gefühl, wir haben mit unserer Buchhandlung schon immer kämpfen müssen, jetzt dürfte es noch etwas schwieriger werden."
Bestseller lohnen sich nicht mehr
Das grösste Problem, mit denen sich die grösseren Buchhandlungen konfrontiert sehen, sind die Bücher der Bestsellerliste. Wenn Grosshändler wie etwa Orell Füssli dank Massenbestellungen den Preis drücken, ist für kleine Buchhandlungen wie etwa Fabula ein ähnlicher Preis schlicht unmöglich. "Es ist gut möglich, dass wir das neue Harry-Potter-Buch gar nicht mehr in unserem Segment haben werden", erklärt Müller weiter.
So geht es vielen Oberländer Buchhandlungen. Helen Keller wird den neuen Harry Potter, der Mitte Juli erscheint, ebenfalls nicht in ihre Buchhandlung in Pfäffikon aufnehmen. Um dennoch für die Kunden attraktiv zu bleiben, versuchen viele Buchhandlungen eine Nische zu finden und ein spezialisiertes Sortiment anzubieten. Für LaTerra Magica, eine auf spirituelle und esoterische Literatur spezialisierte Buchhandlung aus Dübendorf, stellt das Ende der Buchpreisbindung laut Geschäftsführer Vincenzo Buzzelli keine Gefahr dar. Ähnliches dürfte für das Ehepaar Hunziker gelten. Ihre evangelische Buchhandlung in Wetzikon ist Spezialist für religiöse Bücher. "Wir hoffen, dass uns der Bundesgerichtsentscheid weniger betrifft als andere, doch so genau weiss man das ja nie", sagt Peter Hunziker.
Internet als grösste Konkurrenz
Während sich Helen Keller und Ursula Müller Gedanken über eine allfällige Spezialisierung machen, hat der Wetziker Erwin Kolb sein Segment bereits gefunden: "Wir sind auf anspruchsvolle Literatur spezialisiert, also ein Harry Potter wird auch bei uns ohnehin nicht zu finden sein", so der Buchhändler und Antiquar.
Die Strategien der einzelnen Buchhandlungen im Oberland mögen unterschiedlich sein, doch über den grössten Konkurrenten ist man sich einig. Dieser heisst nicht etwa Orell Füssli, sondern Internet. Die meisten Oberländer Buchhändlerinnen und Buchhändler befürchten, dass Internetshops durch weniger Aufwand und die wegfallende Ladenmiete erheblich günstigere Preise anbieten können.
Sabine Baumann, die mit Livretto.ch einen solchen Internetbuchshop in Uster betreibt, ist sich bewusst, dass sie von der neuen Situation profitieren könnte. Sie ist aber auch der Meinung, "dass Buchhandlungen und Internetshops als gegenseitige Ergänzung gemeinsam existieren können". Denn oft sei es ein Bedürfnis für Kunden, dass Buch anzuschauen und gleich mitnehmen zu können. Und genau wie traditionelle Buchhandlungen versucht Baumann mit Psychologiebüchern eine Nische abzudecken.
Eine eigene Buchhandlung zu führen, das erfordert viel Leidenschaft für die Literatur - der finanzielle Gedanke steht kaum im Vordergrund. Darum ist die Angst, ein Opfer des noch härter werdenden Konkurrenzkampfes zu werden, kleiner als der Ärger darüber, dass mit dem Fall der Buchpreisbindung auch ein Einschnitt in die künstlerische Vielfalt stattfinden wird.
Von Rüti über Wetzikon bis Dübendorf ist man überzeugt, dass kleinere Verlage und unbekanntere Autoren nun speziell gefördert werden müssen. Allzu grosse Sorgen ums Überleben scheinen sich indes in der Oberlandregion die Wenigsten zu machen. Bestsellerbücher werden in kleinen Buchhandlungen wohl immer weniger zu finden sein, dafür setzt man vermehrt auf spezialisierte Literatur und persönliche Beratung.
Mirko Hofmann